23. Mai 2010

tag 258: 22.2010

Eine Aera geht zu Ende,

den ganzen Tag war mir nicht gut. Seit dieser unglaublich netten Rede gestern bin ich ein emotionales Frack. Ich fuehlte mich als ob jemand gestorben waere. Jedes Mal wenn ich wieder an diesen Moment dachte, wure mir ganz anders. Ich bin so traurig und auch gleucklich, dass es mich beinahe zerreisst.

Um 16.15h haben mich Kevin und Carroll abgeholt. Ich konnte nur wenig reden, denn jedes Wort hat auf die Traenendruese gedrueckt. Normal bin ich absolut kein Mensch der grossen Gefuehle (ausser Wut) aber nunja... noch nie habe ich an soetwas Grossem teilgenommen.

Dann ging es on stage fuer ein paar Wiederholungen. Eugene war diesmal so entspannt, so zuversichtlich und froehlich... letztes Mal war er viel nervoeser (und gemeiner). Wir sangen ein paar Einsaetze und dann hiess es Ruhe vor dem Sturm. In einem kleinen Raum warteten wir bis es 19.30h wurde. Ich sprach mit Dietrich und spaeter mit Gill und haette einfach nur heulen koennen. Ich weiss echt nicht was mit mir los ist....
Ploetzlich standen wir aufgereiht auf der Buehne. Erste Reihe, hinter dem Fagott (halb so wild^^). Rechts Tom, links David hinter mir Daryl. Perfekte Sicht auf alles. Das Orchester legte los und erzeugte Donner, dann sprach der Sprecher, der eine wahnsinnig praegnante und erregende Stimme hatte, nun kamen wir:  *bumm* "Souviens-toi homme, que tu es poussiere et que tu retouneras en poussiere". Gott sei dank wir waren zusammen, eine Einheit, praezise und maechtig. Das zweite Stueck hat auch so gut wie nie geklappt. Man muss sich vorstellen, dass jede Stimme ein anderes Lied singt und dass zur gleichen Zeit. Das erfordert viel Konzentration und Sicherheit, ich frag mich immer wie das fuer's Publikum klingen muss... Nach 30min war der Zauber auch schon vorbei und "La danse der Morts" wurde noch nie so gut vorgetragen wie heute.

 Eine riesen Erleichterung machte sich breit.... genau so breit war wohl mein Grinsen danach. Waehrend der Pause redete ich mit Daryl und David was wirklich nett war und mir ein bissle Ablenkung brachte. Ach... wie ich die Jungs vermissen werde....

Um 20h war die Pause zu Ende. Es folgte der Hoehepunkt meines ganzen Daseins (in Amerika zumindest): Kodaly! Einfach jeder mochte Victor. Dieses niedliche Babyface aus Russland, von Eugene importiert mit der gewaltigen Stimme und dem einzigartigen Ausdruck. Als das Stueck seinen Lauf nahm war ich komplett in der musikalischen Welt. Keine Gedanken an Nichts, nur die Musik fuer sich existierte. Der erste Hoehepunkt war genial wie immer und es war so wunderbar zu sehen, wie das Publikum dahin schmelzte und erschuettert wurde. Und endlich, endlich brachte mir das Stueck Erloesung (zweiter Hoehepunkt). Es war unbeschreiblich. Ich fuehlte mich absolut eins mit der Musik, folgte nur noch Eugene. Der Moment war ewig. Ich konnte gar nicht mehr singen (glaube ich) so ueberwaeltigt war ich. Magie! Das war ubernatuerlich! Was Musik alles kann... was Menschen alles zustande bringen... so viel Schoenheit!! Wenn ich jetzt zurueck denke, dann kann ich kaum glauben, dass es wirklich passiert ist.... Als wir den letzten Satz sangen, drehte ich mich kurz um und sah, dass Brian auch weinte und den meisten anderen Chormitgliedern ploetzlich auch ganz anders war... Wow....

Der Applaus ging ewig, Victor hatte es sich verdient und ich stand da, klatschte und strahlte wie ich noch nie zuvor gestrahlt habe. Also ob das Konzert nur fuer mich war.  Vorbei! Ein besseres Ende haette es nicht geben koennen. Wir verliessen die Buehne, Eugene gratulierte jedem einzelnen von uns und umarmte mich nochmals. War das gerade wirklich geschehen? Sind 9 Monate ploetzlich vorbei? Unfassbar... ich ueberreichte Gill und Ariel meine Abschiedsgeschenke und verabschiedete mich von jeden einzelnen Tenor. Wow... zu Ende... wo ich mich doch gerade so wohl wie nie gefuehlt hatte... Das letzte Mal... wie ich diesen Satz hasse... Ich wartete auf Carol um ihnen zu dem gemeinsamen Dinner im Josephina's zu folgen. Ich sass mit Susanna und Erika an einem Tisch was wirklich sehr gut tat. Die beiden waren so lustig und lenkten mich von meiner Trauer ab. Es wurde ein 3 Gaenge Menu serviert. Hummersuppe, Lamm auf Couscous und mehlfreier Schokokuchen. Mittelmaessig. Ich war wohl trotzdem die Einzige die alles aufass, denn ich hatte Eugenes Bitte befolgt und den ganzen Tag nichts gegessen. Was er sagt ist schliesslich Befehl. Drei Stunden sassen wir im Restaurant.... ich habe meine Geschichte noch ein paar Mal erzaehlen duerfen und habe nicht mal mehr eine Wut oder Sonstiges dabei bekommen. Das letzte Mal.... hach...

9 Monate war ich nun hier... nur der Chor hat mir einen Sinn gegeben. Jeder Mittwoch war ein Hoehepunkt. Um jeden Samstag habe ich gekaempft, so viele Stunden habe ich die Musik einstudiert und angehoert... Noch nie habe ich so viel ueber Musik gelernt wie in dieser kurzen Zeit. Ich fuehle mich als ob ich einen Superstar treffen durfte. So unglaublich geehrt und stolz. Und obwohl ich nur ein kleiner, vielleicht unbedeutender Tenor war fuehle ich mich so gluecklich,weil ich einfach dabei sien durfte. Der Chor hat mich in jeder Form gerettet. Und ich danke allen!!! Danke, dass ich bei diesem Prozess dabei sein durfte, danke fuer all die Erfahungen, Inspiration, Leidenschaft und Schoenheit! Ich kann gar nicht beschreiben wie sehr mir das alles bedeutet hat. Danke Eugene!!! Danke Chor!!! Danke Victor und Orchester!!! Ich werde euch nie vergessen und hoffe wir werden uns irgendwann wieder begegnen!!!
Nina

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