30. April 2010

tag 236: 30.04.2010

Der lange Freitag

Heute war der Tag wieder mal gewoehnlich. Das gute Wetter verleitete mich und Alix dazu lange spazieren zu gehen. Unsere Ziele waren Bank, Post und Dunkin' Donuts. Von der Bank habe ich gleich mal die Haelfte meines "Vermoegens" abgehoben und 3 Checks auszahlen lassen. Es kaeme verdaechtig wenn ich alles aufeinmal holte. In einem kleinen Laden habe ich dann kostspielige Dankeskarten gekauft. Schliesslich will ich all den lieben Menschen, die ich im Laufe der Zeit kennen gelernt habe meine Wertschaetzung mitteilen. Danach haben wir uns im Dunkin' Donuts erfrischt, wie in guten alten Zeiten... gluecklicherweise hatte ein Krimskramsladen in der Naehe Briefmarken und so ersparten wir uns den weiten Weg zur Post. Auf dem Rueckweg noch kurz in den Supermarkt und Sour Cream gekauft, damit das heutige Essensprojekt "Ofenmakkaroni" auch gelingt.

Daheim angekommen trafen wir natuerlich Mort an, der eine ganz tolle Nachricht fuer mich hatte. Sie koennen nicht zu meinem Konzert kommen, da sie rein zufaellig an diesem Tag ein "Party" haben. Aha... was sagt man dazu. Dass das Konzert an diesem Tag sein wuerde wissen die schon seit November und ausserdem waren die seit 6 Monaten jeden Samstag Abend Zuhause, also was soll die Luegerei? Wenn sie kein Interesse daran haben bitte, ich zwinge doch niemanden, aber warum luegen? Was habe ich denen getan, dass sie mir mit diesen versteckten Racheaktionen eins Reinwuergen wollen? Ich versteh das nicht. Da grinst man zweimal nicht und gleich ist alles kaputt, oder wie?


Erst die Sache mit dem geheimen Bostonbesuch, dann das hinterm Ruecken zur Betreuerin rennen, dann die Ausrede mit der Abholerei vom Flughafen, geheimer Briefwechsel mit meiner Mutter und jetzt die Ausrede mit meinem Konzert?! Bekommt man da nicht zwangslaeufig eine andere Haltung? Fuer euch hoert sich das wohl eh schon alles sehr schlimm an, aber nach Aussen hin gab es nie einen Streit oder irgendeine andere Auswirkung als mein "nicht Laecheln", was ich nur 2 mal bisher hatte. Ist es denn nicht genug, dass ich meine Arbeit immer sehr gewissenhaft und liebevoll erledige? Wieso soll ich auch noch mit dem falschen Laecheln durch die Gegend laufen und immer ja und Amen sagen? So bin ich nicht und so werde ich auch niemals werden. Ich halte mich eh schon viel zu sehr zurueck, denn ihr sehr ja was eine ehrliche schlechte Laune bei diesen scheinheiligen Menschen ausloest. Ich halte mich immer an all den positiven Sachen fest, will das gute Bild was ich von dieser Familie nicht zerstoert haben, aber Luegen und Heimlichtuerei nehme ich ganz ganz uebel....

Der Rest des Tages lief trotzdem mehr als gut. Albert liebte all mein Essen und haette fast wieder den Titel "perfekter Junge" erhalten. Am Abend liess ich das Training zugunsten von Dankeskarten schreiben ausfallen.

Nachti, Nina

29. April 2010

tag 235: 29.04.2010

Schlecht-Gut-Schlecht-Gut

also angefangen hat der Tag sehr schlecht. Ich muss schon die ganze Woche um 6.30h anfangen, dafuer darf ich dann am Samstag in die Chroprobe. Seit Sepp weg ist gab es also noch keinen Tag der Erholung. Mit Alix und Albert war der Morgen deshalb sehr anstrengend. Albert wollte mir so viel erzaehlen und er hat doch so eine droehnende Stimme... als er und sein Vater das Haus verlassen haben, habe ich mich mit Alix auf's Sofa geflackt (dieses Wort schreibt man eigentlich nie, wird es ueberhaupt so geschrieben?).

Einige Full House Folgen spaeter kam Mort schon wieder zurueck und wir haben uns nach draussen verzogen, wo Alix und ich schoen in der Morgenfrische spielten. Inzwischen kann sie schon kleine Rollenspiele, verstellt ihre Stimme und tut so als ob sie jemand anders waere. Das ist echt suess. Als ich von Sandra abgeloest wurde hiess es erstmal Mails ueber Mails schreiben. Ich will keine 180$ wegen dem Fitnessstudio verlieren also habe ich jeden erdenklichen Kontakt in Yonkers angeschrieben. Nebenher habe ich Susanna gehoert. So wunderschoen... man hat wirklich sofort das Gefuehl mit der Gruppe in der Kirche zu singen. Die Aufnahmen sind klasse!

Dies gab mir einen gute Launeschub. Das Wetter war schoen, in meinen Ohren klingelten Parolen wie "Bless'd be the Day" und dann noch zum Getty Square schlendern. Waehrend dem Training ueberkam mich wieder ein Tief. ich musste das Training sogar nach der Haelfte abbrechen und wollte nur noch nach Hause. Zuhause erwartete mich wie immer nichts. Sandra und Alix haben die Kueche belagert und ich habe mich  in mein Zimmer verkrochen. Um 18h musste ich wieder beginnen und bekam aus unerklaerlichen Gruenden sehr gute Laune. Ich fuehlte mich fit und erfrischt, habe mit den Kindern gespielt, alle Hausarbeiten mit Leichtigkeit erledigt und musste sogar singen (erstes Indiz von guter Laune bei mir).

Sehr merkwuerdig.... naja... Bettlein ich komme!
Nina

tag 234: 28.04.2010

Energie, Energie wo ist meine Energie?

Schlapp, schlapper, Nina. Nichts wollte gehen. Zum Glueck habe ich jede Menge Redbull mitgehen lassen, deren Effekt immerhin ein bisschen aufputschend war.
Im Bus war wieder der Haitikerl. Er versuchte mich aufzubauen und zu ermutigen, aber er kapiert einfach nicht, dass Deutschland in dem Sinne mehr zu bieten hat. Eine Sache die eben eine grosse Umstellung erfodert ist das Geld. Ich glaube es ist nicht das Beste, das erste Mal seine eigenen Broetchen in einer Waehrung die viel kleiner ist verdient zu ahben dazu noch in einem Land das viel billiger ist. Das Geld wurde hier nie so geschaetzt und sass dementsprechend auch sehr locker. Es wurde mehr oder weniger als Spielgeld angesehen. In Deutschland bekommt es wieder einen Wert und ich muss wieder sparsam leben. Wobei naja... so viel habe ich auch nicht verdient.

Als mich Ariel fuer den Chor abholte erzaehlte ich ihr von meinen Abbruchplaenen. Sie hat mir 100% zugestimmt. Die falschen Versprechungen und vergeblichen Hoffnungen sind bei ihr ausschlaggebend. Sie habe auch Auslandsaufenthalte gemacht und sich oft genug viel zu lange gequaelt, nur aus "Pflichtbewusstsein" und "Verantwortung". Sie sagte, man hat nunmal ein gewissen Stolz und eine Wuerde und sei es sich selbst schuldig ein konsequentes Ende zu machen, wenn es nach einigen Versuchen einfach nicht mehr weitergehen will. Danke! Das hat nochmals sehr gut getan, endlich jemand der erste-Hand-Erfahrungen hat und mich in meiner Entscheidung versteht.

Der Chor an sich wurde aufgrund meiner Ausgelaugtheit mit jeder Minute anstrengender. Die Stuecke sind nun schon bereit fuer's Konzert nur unsere Aufmerksamkeit muss noch trainiert werden. Ausserdem gab es heute die Flyer und die Veroeffentlichung der Susanna CD (15$ fuer jeden der Interesse hat^^) :D
Jaja... das Konzert.... mein letztes Ziel. Der Chor.... Hoehepunkt jeder Woche... Bald vorbei.....

Ciao, Nina

27. April 2010

tag 233: 27.04.2010

Somehow disconnected....

Als ich heute Morgen mit dem Bus fuhr, wurden all meine Vorsaetze wieder auf die Probe gestellt. Ausgerechnet der Busfahrer kam mit mir ins Gespraech. Immigranten halten bei Immigrationsproblemen immer zusammen, so scheint es. Er kam aus Haiti und hat Jahre gebraucht bis er sich hier wie Zuhause fuehlen konnte. Er hat zwar nicht den besten Job, aber er ist gluecklich. Ich bin jung, schoen und klug, viele Maedchen wuerden fuer die Chance hier sein zu koennen morden. Ich solle nicht aufgeben und es durchziehen ansonsten wuerde ich es mein Leben lang bereuen.
Wirklich nette Worte, aber das aendert nichts. Ich bin nicht die Art Mensch, die den erst Besten flirtenden Schwarzen zurueckruft und so Kontakte knuepft. Ich brauche eine sichere, neutrale Basis z.B. Schule. Ich haette hier doch sofort 20 Kontakte griffbereit, aber das ist nicht das was ich mag/will. 

Spaeter am Abend wurde es noch relativ interessant. Wir haben uns alle schick gemacht um in Soho Redbullroom (von Redbull gesponsort und deshalb gab es auch jede Menge Dosen umsonst) eine Ausstellung anzuschauen. Es wurden vorher/nachher Fotos von Kindern mit Lippenspalten ausgestellt. Albert war auch dabei und ich muss sagen, sein Foto war das Beste. Die Fotos der anderen Kinder waren zu gestellt und mit Accessoires ueberladen. Albert's zeigte mir sein Innerstes. Ein trauriges Kind, dass durch so viel Mist musste, aber zugleich auch stolz und stark ist. Ironischerweise trug er noch ein Shirt auf dem "Legend" stand. Sein Ausdruck hat meine Gefuehlslage widergespiegelt und ich bekam Gaensehaut von der Ehrlichkeit,Reinheit und Verletzlichkeit seines Ausdrucks. Viele Eltern nebst Kinderstars waren dort. Es gab jede Menge extravagante Hors d'oeuvres und Muffins.


Ich sass trotzdem nur rum. Mit dem Kopf ganz woanders. Heute war wiedermal nicht mein Tag. Auch das Essengehen danach war sehr ermuedend. Wir gingen alle zusammen in ein kubanisches Restaurant. Es war eine echte Geduldsprobe fuer mich. Josephine machte mich echt nervoes mit ihrem Gezappel und Gerede. Und Mort hat trotz meiner Warnungen Alix ein Redbull gegeben. Ich vesuchte den Konversationen zu folgen und es tat mir leid die gute Laune der anderen nicht teilen zu koennen. Josephine und Mort waren heute wieder so lieb zu mir... was soll ich denn machen.... Der Heimweg war dazu auch noch langwierig, weil Mort in der groessten Rushhour seine Freunde bis zur Haustuer fahren wollte, obwohl sie tausendmal sagten es sei okay die 2 Blocks zu laufen. Gegen 23.15h erreichten wir dann endlich das traute Heim.

Gute Nacht, Nina

26. April 2010

tag 232: 26.04.2010

Erster Tag vom Rest!

Es ist schon gemein, wenn die Familie nett wie nie ist und die Kinder trotz 2 Wochen Chaos sofort wieder auf mich eingestellt waren und sich selten lieb verhalten haben. Meine Alixi habe ich schon vermisst. Wir sind den ganzen Morgen spazieren gewesen. Buecherei und Post, danach mit dem Bus wieder heim und Paprikagulasch gekocht. Leider ist es mir angebrannt, weil ich nicht in der Kueche mit Josephine und Mort sitzen wollte. Ich bin alle paar Minuten runter gegangen, waehrend Alix in meinem Zimmer friedlich malte. Was soll's... Albert hat es trotzdem gegessen und mir ist eh nicht nach Essen zumute.

Ich sass den ganzen Tag mehr oder weniger in Trance da. Ich will der Familie nicht in den Ruecken fallen. Sie haben mich trotzallem immer fair und nett behandelt. Niemand ist perfekt und da sie nunmal nur ihre Sichtweise haben koennen kann ich ihnen nichts veruebeln. Ich wusste schon vorher, dass Aupair nicht das Wahre sein wuerde. "man ist zu ortsgebunden" sagte ich immer. Aber dann erfuhr ich von der "Collegepflicht" und das war einfach die perfekte Ergaenzung zur tristen Arbeit. Also wer hat hier Schuld? Die Familie, weil sie mir die bloedesten Arbeitszeiten der Welt gegeben hat? Ich, weil ich wiedermal zu anspruchsvoll bin? Oder die Organisation, die so vielen Aupairs falsche Versprechungen macht? Die Antwort duerfte klar sein.

Ich will nur nicht im Streit oder Unfrieden gehen. Wieso sollte die Familie denn sauer sein, wenn ich die Situation einfach nimmer ertragen kann? Ich werde keine Gruende nennen, die man irgendwie persoenlich nehmen koennte. "Andere Erwartungen"- so werde ich es wohl nennen. Aber all das werde ich erst in 2-3 Wochen aufdecken. Wenn ich Posts aus der Anfangszeit lese, dann muss ich mich immer wieder fragen: "was ist passiert? Was hat sich geandert? Wie kann etwas was man am Anfang so toll und cool fand, ploetzlich so unertraeglich werden? Josephine war meine persoenliche Heldin und jetzt?" Die Zeit.... schon traurig...

Bye, Nina

zu tag 230

Nachdem Sepp weg war machte ich noch einen Spaziergang zur Greystation. Alles erschien mir so unwirklich. Die zwei Wochen mit Sepp... die Monate die ich hier schon absitze... und jetzt sollte es wieder so weitergehen.
Ich ging wieder Richtung falsches Zuhause und dann passierte es. Mir wurde ploetzlich so unglaublich heiss, alles drehte sich, ich schwitzte wahnsinnig, mir war kotzeuebel, ich konnte kaum noch atmen und musste nach Luft ringen. Es ging gute 5 Minuten lang. Eine Panikattacke! Seither ist alles so dumpf, ich fuehle mich wie benebelt. Alles kommt mir so unwirklich vor, ich bin deplatziert.  Als ob die Aussenwelt ganz weit weg waere. Wie in einem wachen Traum.

Ich muss nach Hause!!

25. April 2010

tag 231: 25.04.2010

Eine andere Welt

morgends habe ich mit meiner echten Familie eine live-Skype-Uebertragung gemacht. Ich musste doch sehen wie all die coolen Geschenke ankamen. Ich kann ja jetzt mal ein bissle aufzaehlen. Das ultimative Geschenk fuer meine Mutter, nebst Wickelkleid und anderen Kleinigkeiten, ein Seiden-Kimono-Morgenmantel:D Der war genial und ist auch extrem gut angekommen. Fuer klein Sarah haben wir eine riesen Auswahl an Tanktops, einen Rock, ein Kleid, Shirts und einen Pedometer gefunden. Jaja... jemanden Geschenke machen ist doch noch die groesste Freude. Und stellt euch vor, ich verlange gar nichts zurueck. Daran sollte sich ein gewisse Gastfamilie mal ein Beispiel nehmen. Wir haben denen so viele Sachen mitgebracht, dass Josephine schon ein extrem schlechtes Gewissen bekam und meiner Mutter auch etwas schenken musste. Als wir die Uebertragung beendeten war mein Hirn ganz leer. Ich fuehlte mich so unwirklich in dieser Situation. Ich, hier, in den USA. Und das schon seid so langer Zeit....
Wie geht's mir den psychisch? Absolute scheisse. Ich will nach Hause! Und ich gehe auch nach Hause! Diese ganze Situation, mit diesem ausgenutzt werden, verstellen und rechtfertigen muessen, diese Isolation, Verdummung und die andauernden Schlafstoerungen, nebst gesundheitlichen Problemen, die ich aus Angst gar nie erwaehnt habe... das ist alles zu viel. Ein Aupairjahr sollte voller "Abenteuer stecken". Man soll "Land und Leute kennen lernen", sein "Englisch verbessern" und ein "Teil einer Familie werden"... bullshit! Ne... so geht das nicht mehr weiter. Jetzt wo mein Bruder da war, habe ich ueberhaupt erst wahrgenommen wie sehr mir das Ganze zusetzt. Ich erkenne mich kaum wieder. Sicherlich habe ich viel gewonnen und gelernt, aber man muss auch wissen wann genug ist. Und das hoert spaetestens dann auf, wenn es sich auf die Gesundheit auswirkt. Ich werde nach meinem Konzert am 22. Mai alles in die Wege leiten. Es schadet mir nur noch und bei dem Gedanken dass ich noch weitere 4,5 Monate so weiter leben soll bekomme ich Panik.

Es steht fest! Nina

24. April 2010

tag 230: 24.04.2010

Waren das zwei Wochen?

Nenene... warum nur... warum muss alles Gute immer so schnell vorueber gehen und das Schlechte in aller Intensitaet und bei vollem Bewusstsein viskos daherschleichen?
Wie ein Stein habe ich ausnahmsweise geschlafen. Keine Traeume oder Sonstiges. Alles war gepackt und geplant, also sollte wohl der letzte Schritt vollbracht werden. Gnaedigerweise hat uns Mort zum JFK Flughafen gebracht (aber nur weil er eh nach Brooklyn zu seinem Boot musste). Wir waren um 10.30h (per Auto nur 30min) an Terminal 3 und der Flug sollte erst um 17h abheben. Aber lieber warten wir so lange, als dass wir durch ganz Manhattan mit diesem praktischen Gepaeck pendeln. Wir wogen nochmal Kontrolle und der grosse Koffer hatte exakt 50 Pfund und das Handgepaeck exakt 17 Pfund. Die Deutschen mal wieder, machen alles exakt^^ Als wir drinnen einchecken wollten las Sepp nochmal sein Ticket, auf dem stand Terminal 4 nicht 3. Oh Mann! Wir sind also zum Airtrain gedackelt und bei Terminal 4 ausgestiegen. Hier allerdings stand nichts von unserem Flug und so mussten wir nachfragen. Toll. Unser Flug startet doch von Terminal 3, wo wir gerade herkamen.... immerhin konnten wir unser Gepaeck auch hier einchecken und mussten es nciht wieder mitschleppen. Nochmal Airtrain zu Terminal 3. Wir haben uns einen "Mocca und Karamell Swirl" gekauft und einfach nur stillschweigend gewartet. Oh Mann....
Um 14 Uhr gingen wir zu den Gates und mussten uns wohl verabschieden... Leb Wohl... Mach's gut... Wir sehen uns bald wieder.... nur noch ein paar Monate... Monate der Einsamkeit, Isolation, Verdummung und Verstellung... das ist so gemein!

Eine knappe Umarmung, feuchte Augen und weg hier. Hundeelend fuehlte ich mich. Ich musste 3 Stunden durch ganz New York reisen. Manche Leute bemerkten die Trauer und sprachen mir noch zu, was das Ganze nur noch schlimmer machte. Ich will einfach nimmer. Ich habe endlich wieder gelebt! Endlich war ich wieder ich! Es war eine unglaublich coole Zeit mit meinem Bruder, die leider viel zu schnell vorbei war. Wir waren frei und unbekuemmert, haben endlich das gelebt von dem wir immer getraeumt hatten. Und jetzt muss ich wieder ins Loch zurueck. Leben fuer die Kinder... Zeit totschlagen und verzweifeln. Es ist nicht so wie ich es wollte. Versprochen wurde mir so viel, doch bekommen habe ich kaum etwas. Ich weiss nicht ob ich bis zum Ende hier bleiben werde. Die ganzen zwei Wochen habe ich schon mit dem Gedanken gespielt nach meinem Konzert heim zu kommen. Es wird sich nichts mehr aendern... verschwendete Zeit, die mir nur schadet.... Es ist einfach gemein.....

Take Care! Hab dich lieb Sepp!
deine Nina

tag 229: 23.04.2010

Das letzte Mal....

Fuer den letzten Tag hatten wir nichts Besonderes geplant. Das Wetter war wieder himmlisch und so gingen wir dorthin, wohin uns die Fuesse trugen.
Wir stiegen in der 14th Street aus und durchquerten Greenwichvillage. Ein schoener friedlicher Flecken. Niedrige Gebaeude, gepflasterte Wege und an jeder Ecke Blumen. Sehr romantisch und wieder ein ganze andere Welt im grossen Manhattan.

Immer westlich ging es Richtung Hudson River um den letzten ungelaufenen Zipfel Manhattans zu sehen. Mein aller aller erster Trip nach New York (damals mit Lana, Paulina und Rose) fuehrte mich hier her. Und nun wuerde es der letzte mit Sepp sein. Toller Blick auf New Jersey und der Fluss sorgte noch fuer die richtige Urlaubsstimmnug. Immer suedlich folgen wir den Parkewegen bis wir zu einer Mall im Bankendistrikt kamen wo wir uns staerkten. Bei einem Ausguck konnte Sepp auch einen Blick auf den Ground Zero werfen. Der Keller fuer das Nachfolgergeabaeude steht schon, aber es ist kaum zu glauben, dass an diesem Platz mal die Wahrzeichen New Yorks und die groesste Katastrophe zugleich waren.

Nach einigen Gedenkminuten ging es weiter. Das Endziel war der Batterypark. Bei diesem Wetter muesste eigentlich was los sein. Und wir wurden nicht enttaeuscht. Erst gab es schwarze strippende Taenzer und danach die extrem unterhaltenden New Yorker Akrobaten. Die haben den Leuten mit ihrem dreisten Humor hunderte aus den Taschen gezogen, aber es war echt cool.

Sepp hatte kein Interesse an Statue of Liberty, Ellis Island oder Judenmuseum und so gingen wir ins Staten Island Ferry Terminal. Juhuu! Dort war ein toller, freakiger Cellist, Sean Grissom, dem wir bestimmt 1 Stunde gelauscht haben. Ich liebe Cello. Egal was gespielt wird, der pure Klang laesst mich schon dahin schmelzen. Sepp schenkte mir noch zum Abschied eine "Celtic Cello" CD und gegen 16h verliessen wir den Big Apple per Subway.

In der Bronx wurden noch Eiskaffees zu Donuts geschluerft und bald darauf waren wir daheim. So packen... zuerst hatten wir zwei separate Koffer gepackt (einen mit Sepps Zeug und einen mit meinen Sachen). Wir kamen exakt auf zweimal 30 Pfund. Da ein Extragapaeckstueck sauteuer ist entschieden wir mein Zeug etwas zu reduzieren und alles in seinen Koffer zu quetschen. Wieder muss ich Mama's Schnaeppchenkoffer loben, denn ein Koffer ohne Reisverschluss und Rollen ist eine praktische Sache (:P). Wir kamen dann auf ca. 48 Pfund und gut war's.

Nach 21h entschieden wir uns nochmal raus zugehen, kauften eine Monsterpizza und setzten uns in den Kinsley Park. Es war wirklich tragisch komisch. Wir verhielten und wie besoffen. Ueber jeden Quatsch haben wir uns totlachen muessen. Und dies machte dann das Ganze noch trauriger... bald wieder in Einsamkeit und Isolation. In einem Haushalt in dem man nicht man selbst sein darf. Och Mann.... wir spazierten noch zur Greystone Station bis wir dann gegen 1.30h ins Bett gingen.

Ein perfekter letzter Tag, bis auf dass er der letzte war, Nina

22. April 2010

tag 228: 22.04.2010

Es geht dem Ende zu....

Zur Feier des Tages wollten wir mal Seafood versuchen. Praktischerweise fanden wir ein "Seafood Buffet" fuer 7$ in der Bronx und doof-Nina und dumm-Seppi gingen ganz naiv auf dieses verlockende Angebot ein. Mhmmmm.... Haehnchen... Tacos... Rindfleisch....Reis... Seafood ist schon sehr speziell.... Wir moegen Seafood... verdammte Bastarde! Und wir dachten ja da kaeme noch mehr im Buffet... Abzocker... und fallen noch drauf rein...dumm dumm...

Unser Weg fuehrte uns dann ins Herz Manhattans. Wir stiegen am Broadway 110th Street aus und wanderten noerdlich. Unbefriedigt vom "Seafood" verschlangen wir noch zwei ueberaus delikate Gebaecke in einem Cafe. Fuer Sepp Schokotorte und fuer mich ein Mandelcluster. Immerhin loeste dies einen direkten Serotoninschub aus und wir waren wieder gluecklich und zufrieden.

Weiter ging es zum Hundepark. Hach... hier kann man einfach ewig verweilen. Leider spielte das anfangs so schoene Wetter nicht mehr mit und es begann zu regnen. Deshalb fluechteten wir ins American Museum of Natural Histroy (kurz AMoNH^^). Zum Glueck wusste ich schon was sich lohnte und so konnten wir alle mit augestopften Tieren und New Yorker Agrarwirtschaftsmodellen gefuellten Hallen grosszuegig auslassen.  Uns interessierte nur die asiatische Kultur (wie immer), Edelsteine und Mineralien und die lieben Dinos. Schon komisch warum dieses langsame Museums- und Shoppengelaufe immer so anstrengend ist. Ein Dauerlauf ist nie so ermuedend wie 50min Schlendergang im Museum oder Mall. Dementsprechend rasteten wir recht haeufig und die Begeisterung kam hauptsaechlich den Dinoknochen zugute.

Das andere Zeug war zwar auch interessant, aber Schwaerme von pubertierenden Schulklassen machten die eh schon sehr erstickende Atmosphaere im Museum nicht ertraeglicher. Ausserdem ist dieses Museum irgendwie konzeptlos und im Vergleich zum Metropolitan Museum mehr ein Kinder- und Abenteuermuseum.


Als wir das Museum verliessen, war das Wetter wieder aufgeklaert und schoen. Auch am Columbus Circle war wieder was los. Ein Jazzquarttet spielte coole Musik, drei Bananen verteilten Cirque du Soleil Flyer und insgesamt zeigte sich einfach das New York Flair. Etwas erholter begaben wir uns in den Central Park und suchten die auf der Karte makierte "Mall". Sepp hatte grosse Freude daran unschuldige kleine Eichhoernchen mit Stoecken zu bewerfen und kaufte auch noch eine "Pretzle" um sie damit anzulocken. Skippy und Co waren aber recht beleidigt und guckten die Brotklumpen nicht mal mit dem Arsch an. So kommt's.... Nach einem langen Gang suedlich fanden wir immer noch keine Mall. Dafuer aber coole Seifenblasermacher. Leider waren auch laestige Kinder da, die die wunderschoenen Blasen immer vorzeitig zerstoeren mussten.

Tja... wo ist diese Mall nur? Die Karte war eindeutig aber wir fanden sie nicht. Irgendwann, ganz zufaellig sah ich ein Schild mit "The Mall". Soso.... die Allee auf der wir die ganze Zeit waren wurde nur als Mall bezeichnet und wir erwarteten was zum Einkaufen und Gucken.... Dumm....

Immerhin war der Central Park in eine ganz schoene Atmosphaere gehuellt und Sepp bekam die Moeglichkeit noch mehr davon zu sehen.
Gegen 19h traten wir den Rueckweg an. Unsere Fuesse waren wie zertreten. Matschig, stummelig, einfach kaputt. Die Busfahrt sorgte am Ende noch fuer Uebelkeit, aber im Grossen und Ganzen war der Tag echt schoen und entspannend(er).

Adios, Nina

21. April 2010

tag 227: 21.04.2010

Hi,

Ausschlafen! Heute wurde gar nichts unternommen. Sepp und ich haben lange geschlafen und die Blessuren, die uns der ungemuetliche Bus zugefuegt hatte, einigermasen auskuriert (bei mir ein ganz boeser Hexenschuss, bei Sepp Kreuzverschleiss). Also haben wir den Tag fuer's Kochen genutzt. Wir mussten erst ein paar Ingredenzien einkaufen, da die Familie zum ersten Mal keinen Lachs im 10 Kilo Vorratspack da hatte. Der kleine Yonkers Supermarkt hatte allerdings nur den superteuren hochqualitativen unerschwinglichen Wildlachs parat. Deswegen wichen wir auf Zuerichergeschnetzeltes (alias Zwiebelfleisch) aus.

Das Kochen war eine arge Geduldsprobe, denn Sepp's Unbeholfenheit brachte mich beinahe zum Explodieren. "Wie mach ich das? Was soll das? Was muss ich machen? Das geht so nicht" Hae??" Zu viele dumme Fragen auf einmal.... das ist Familie. Mein Bruder. Lange wurde ich nicht mehr so genervt, als schon genervt, aber den darf ich wenigstens hauen und anschreien^^ Irgendwann hatte er immerhin den Teig fuer die Spaetzle halbwegs fertig (wenn auch zu fluessig und nicht sachgerecht geknetet geschweige denn geschmackvoll) und er wurde Klumpen fuer Klumpen ins Wasser gepopelt.

Mein Part war hingegen weitaus organisierter. Ich hatte schon vorab alle Kuechenwerkzeuge feinsaeuberlich bereitgestellt, alles Schritt fuer Schritt geplant und ueberaus zufriedenstellend zu Ende gebracht.  Voila. Ein perfektes Dinner.... abgesehen von den Spaetzlekrueppeln. Was soll's es hat trotzdem gemundet.
Um dem Ganzen eins drauf zu setzen haben wir fuer die Gastfamilie jeweils einen schoen angerichteten (ohne Spaetzle!) Teller hergerichtet.

Josephine kam sehr frueh heim und hat uns dabei noch erwischt. Als ich ihr sagte, dass wir extra fuer sie mitgekocht haetten fragte sie nur ganz fassunglos: "Why?" Darauf ich: "Why not??" Doof... pf... wir fuehrten noch ein bissle Smalltalk ueber Essen und die Umbauarbeiten. Ganz scheinheilig und nett. Dabei weiss ich, dass sie schon wieder ein Problem mit meinem "Gefuehlshaushalt" den ich am Montag vor Sepps Abholung hatte, hat. Sie hat das sogar meiner Mutter geschrieben. Sie wolle mir mehr "Limits" setzen und erwartet von mir die Selbststaendigkeit und Verantwortlichkeit einer Studentin. Aha... In voelliger Isolation, ohne Familie und Freunde, eingekerkert in meinem Zimmer ohne geistige Forderung... wo will die mir noch Grenzen setzen? Und vorallem warum? Meine Wut hatte gute Gruende und ich habe das Recht Gefuehle zu haben. Ausserdem kann sie von mir nicht erwarten wie eine Studentin zu sein, wenn ich noch gar keine war oder bin. 19 Jahre hatte ich doch nur Schule und Familie und das wurde mir genommen. Ach... dieses Thema vertiefe ich wann anders noch, es hat mich schon zu viel Nerven bei den Niagarafaellen gekostet.
Nachdem wir das Essen verzehrt hatten gingen Sepp und ich wenigstens spazieren. Wir kauften uns Milchshakes und sassen im Park rum. Gegen 19h hat mich Ariel fuer den Chor abgeholt. Sepp zog es vor daheim zu relaxen.
Genial! Ich habe jede einzelne Minute genossen. Meine Stimme war in Topform und es hatte unglaublichen Spass gemacht. Ich liebe es! Die 3,5 Stunden vergingen wie im Flug und ich war schneller wieder daheim als gemacht. So muesste es immer sein.
Danach haben Sepp und ich noch ein bissle Zeug zusammen gepackt (WIntersachen von mir und Geschenke die nach Deutschland gehen sollen) und ueberlegt was wir morgen machen koennten.... Museum... aber welches....

Ciao, Nina

tag 226: 20.04.2010

Blast at the Falls!

Die Nacht war zu kurz und das Bett zu schoen.... ewig hier bleiben... in dieser Geisterstadt ohne nervige Verplichtungen, weit weg von allem Stress... traumhaft.

Wir haben unsere 7 Sachen gepackt und waren natuerlich wieder ueberpuenktlich in der Abholzone. Ich bemerkte schnell, dass wir die Lieblinge der Chinesinnen wurden. Denn sie legten auch sehr viel wert auf Puenktlichkeit. Wir gingen mit der ganzen Gruppe auf Goat Island, wo wir einen genialen Ausblick auf den Horseshoe Fall hatten. Welche Kraefte hier wirken, faszinierend. Mann kam sich hier wirklich vor wie am Rand der Erde. Eine Stunde hatten wir Zeit um uns umzusehen, Fotos zu machen und das Feeling zu absorbieren, dann schauten wir einen Film ueber die Geschichte der Niagarafaelle an. Wenig informativ, sehr unterhatsam, typisch Amifilme. Kinder die den Fall runtersteirzen und ueberlebt haben... haha.... hat einem aber schon Angst gemacht.

Anschliessend gingen wir zum Hoehepunkt der Reise: Maid of Mist. Ein kleiner Dampfer, der direkt zu den Faellen schippert. Eingepackt in blaue Muelltueten, waren wir bereit der Naturkraft ins Auge zu blicken. Als wir den American Fall passierten bekamen wir die volle Ladung an Wasser ab. Fotos waren schier unmoeglich, nur durch ein Wunder habe ich wenige gute Schuesse machen koennen. Weiter ging es zum Horseshoe Fall. Gigantisch! Ein Weltwunder! Die Macht von Wasser und Erdanziehung, geil! Natur ist tausendmal faszinierender als menschliche Bauten. Fotos gingen hier aufrgrund der Form der Faelle sehr gut. Hach.... am Rand der Erde mit meinen Bruder, ich haette nie geglaubt, dass das moeglich waere.


Die Fahrt fuehrte uns recht zuegig wieder zur Anlegestelle und auf einem Ausguck konnte man noch ein paar letzte Blicke auf die Faelle werfen. Das ist also der Anfang unserer Unabhaengigkeit, unseres neuen Lebens. Weltwunder Nummer eins!

Um 11Uhr verliessen wir diesen magischen Ort schon. Der Zeitplan war sehr straff, aber es kuemmerte uns nicht, wir waren erfuellt vom einzigartigen Flair und absolut begeistert. Die Fahrt zurueck war dementsprechend entspannend. Die Unterhaltung der Chinesen war nicht zu nervig, die indische Familie hat sich etwas zurueckgenommen und die Landschaft bietete uns die richtige Abwechslung. Irgendwann fuehrten Sepp und ich ein hoch komplexes Gespraech ueber... ueber alles. Musik, Dummheit, Reisen, Orte, Kinder, Familie, Traeume und Hoffnungen. Das habe ich vermisst. In Yonkers verdummt man einfach. Irgendwann starteten wir "Ich packe meinen Koffer' was uns bestimmt ueber 3 Stunden beschaeftigte.  Sepp hatte grosse Anfangsprobleme, aber irgendwann flutschte es. Insgesamt haben wir 83 Begriffe geschafft, die wir immer noch wissen. Keine AHnung ob wir damit die anderen genervt haben, war uns auch egal.

Zum Lunch hielten wir wieder bei einem chinesischen Buffet. Sepp und ich verzichteten aber, da wir genug Muesliriegel und Brote gepackt hatten. Unsere indische Familie ging natuerlich wieder ausfuehlrich fressen und hatte sich noch mit Milchskaes, Pommes und Burgern bepackt verspaetet... nein sowas.
Unser naechstes und letztes Ziel wardas Corning Museum of Glass. Zu deutsch: ein Glasmuseum. Sepp war zum Glueck umsonst, da er mit 18 Jahren noch als Kind durchging :P Er bekam extra einen Kinderbutton xD Das Museum war naja... man hatte zu wenig Zeit und musste nur so durchrasen. Der "Giftshop" der einer ganzen Einkaufspassage glich, war sehr interessant dementsprechend aber auch teuer. Nach diesem letzten Event folgte die endgueltige Heimreise. Bye, bye Frieden. Bye bye Abenteuer.... :(

Frueher als erwartet kamen wir gegen 19.30h an. Aus und vorbei. Die Reisegruppe und die Leiterinnen waren uns doch schon ans Herz gewachsen und wider aller Vorurteilen haben wir die Busreise wirklich genossen. Wir Simpfendoerfer sind nicht sehr anspruchsvoll... bzw. wir haben eine ganz andere Wertschaetzung. Wunderschoene Natur und geistige Abwechslung sind die besten Unterhaltungen fuer uns. Das laesst alle Strapazen und nervigen Inder vergessen.
Wir fuhren mit der Subway zum Times Square. Sepp konnte so das "Wunder der Menschheit" begutachten und war sichtlich ernuechtert. Nach den Naturwunder Niagarafaelle erscheint New York wie ein trauriger Witz. Tja so ist das eben...
Josephine beendete ihre Arbeit um 21.30h sodass wir mit ihr nach Hause fuhren konnten.

Geflasht---- Nina+Sepp