24. März 2011

Was bisher geschah....

Hallo liebe Leser,

nach nunmehr fast einem Jahr und jeder Menge Langeweile, weil die Semesterferien endlos lang erscheinen, wollte ich mal wieder ein kleines Update geben.

Wie geplant habe ich angefangen Jura zu studieren. Die Studienzeit war zu Beginn extrem stressig, da Studieren ein ganz neues System erfordert. Selbstdisziplin und eigenständige Organisation bieten aber auch einen ganz anderen Grad an Freiheit und Unabhängigkeit.  Die Befürchtungen, dass ich in den USA wichtige Gehirnfunktionen verloren hätte, haben sich zum Glück nicht bestätigt. 
Es ist so schön, dass man an der Uni ungezwungen und ungebunden ist. Ich fühle mich frei und von den Leuten sehr gemocht. Das Studium an sich habe ich ja überwiegend aus rationalen Erwägungen begonnen. Ein Grundinteresse war wie in fast allem natürlich gegeben, was über dem Mangel an Kreativität und Schönheit nicht hinweghilft.

Dementsprechend war das erste Semester sehr durchwachsen. Zwischen Höhenflügen im Strafrecht, Hassattacken im Privatrecht und einem neu entwickelten Interesse im öffentlichen Recht habe ich mir langsam ein Gleichgewcht aufbauen können. 
Ganz besonders gefällt mir jedoch Rechtsenglisch. Dieses Fach gab mir auch den richtigen Motivationsschub für die Zukunft. Ich möchte so viel es geht international tätig sein und werde deshalb neben zahlreichen englischen Seminaren auch ein Auslandssemester anstreben. In diesem Fach fühle ich mich einfach zu Hause.

Ich habe lange Zeit gehadert, ob ich wieder in einen Chor gehen sollte. Zu groß war der Schmerz und die Angst mich wieder zu verlieben, aber letztlich fehlt die musikalische schöne Essenz in meinem Leben und deswegen werde ich wohl bald wieder singen.

Aber wie erging es mir sonst so? Die ersten zwei Monate und gerade jetzt wo der Frühling wieder kommt fühle ich mich total in die Aupairzeit zurückversetzt. Es ist wirklich kein Tag vergangen an dem ich nicht zurückdenke. Ich träume so oft von Alix. Es war als wäre mir mein eigenes Kind weggenommen worden. Wenn ich an sie denke, an ihre Stimme, an unsere Erlebnisse, dann werde ich furchtbar traurig. Das war mehr als nur Babsysitten... umso gemeiner ist es, dass ich mich nie verabschieden durfte...

Bei diesem schönen Wetter denke ich aber auch ans Fitnessstudio. Diese zwanghaften Egotrips. Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so ekelerregend in meiner Haut gefühlt. Zuerst pummelig und dann muskulös. Ein stählernder Hintern, Oberschenkel wie Berge, Bi- und Triceps mit denen ich Traktorreifen hätte umwälzen können.... Aber ich habe es gebraucht. So viel Langeweile und das andauernde Gefühl zu dick zu sein. Es waren reine Egotrips. 
Von den attraktiven Muskelmännern wurde ich permanent angeflirtet und von den Frauen bewundert und beneidet. Das tat dem Ego sooo gut. Ich habe unglaublich hart trainiert und fühlte mich blendend. Sobald ich das Studio jedoch verließ fühlte ich mich elendiger als zuvor. Ein Teufelskreis....

Nun, fast 10kg leichter ganz ohne Sport nur mit gescheiter Ernährung, bin ich wohl auf ewig dem Kalorienzählen unterworfen. Ganz New York ist in dieser Hinsicht krank gewesen. Im Fernsehen, Zeitschirften, im Radio, auf der Straße, überall waren diese bösartigen Zahlen. Und leider ist es gerade jetzt so, dass ich mich genauso unwohl wie damals fühle, was allerdings nur an dem Wetter liegt, das alle alten Erinnerungen lebendig macht.

Was ich sehr vermisse sind die Amerikaner. Die Männer waren so locker und offen, sodass man sich schnell als was Besonderes fühlte. Hier ist es leider so, dass man egal wie hübsch, sexy oder verrückt man auftreten kann, keiner irgendetwas sagen würde. Man erntet meist nur interessierte oder neidische Blicke. In Amerika hat man sofort Anerkennung und Wertschätzung für etwas erhalten. Sei es für seine Arbeit, für die Persönlichkeit oder für die allgemeinen Lebensumstände, die man gerade durchmacht.

Ich vermisse weniger New York, als Yonkers. New York war wie ein Urlaub. Schön, faszinierend, aber nur von kurzer Dauer. Yonkers war ein Lebensabschnitt. All die verschiedenen Gruppen die ich traf: die Aupairs, Gaby, den Chor, Paulina und die Jungs, Gill, die Truscos (Familie die mich aufnahm) Oscar, die Fitnessleute, Nachbarn.... Und die Umgebung, die ich erkundete: Aqueduct, Grey Station, White Plains, Cross County Mall, Dobbs Ferry, die Parks, Getty Square.... das sind Ressourcen für unendliche Inspirationen und Vorstellungen, aber auch für jede Menge Reue und Trauer. Wut ist ehrlich gesagt keine mehr da. Kein bisschen. Was passiert ist ist passiert, ein kleines Trauma aber irgendwie auch ein spannender Höhepunkt vor dem schönen Ende.

Wahrscheinlich gefiel es mir so gut, weil ich endlich die Hauptrolle in meinem Leben spielte.  Es gab nur mich. Nur meine Entscheidungen. Natürlich gingen Einsamkeit und Isolation Hand in Hand mit Selsbtreflexion und -verwirklichung, aber das Schlechte wird im Nachhinein immer ausgeblednet oder abgeschwächt.

Ich weiß nicht wie lange es noch dauern wird, bis ich nicht mehr jede Nacht zurückdenke und wann ich wieder einen Frühling erleben kann, der nicht von der Yonkerszeit geprägt wird.

Amerika war toll... es gibt genügend negative Aspekte und vorallem nach dem dramatischen Ende müsste man glauben ich würde dort nie wieder einen Fuß hinsetzen wollen, aber dem ist nicht so. Es ist nach wie vor mein Traumland. Ich möchte dort arbeiten und leben. Nur die Voraussetzungen waren nicht ideal, aber mit mehr Unabhähnigkeit und vorallem mehr Erfahung versuche ich diesen Traum wahr zu machen.


Im Nachhinein eine wahnsinnige Geschichte...
Bis bald Nina

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen